Als Lehrling ärgerte ich mich in der Vorweihnachtszeit über ein paar heuchlerische Zeilen des Bankdirektors, die zu Handen des Personals am internen Anschlagbrett für gute Stimmung sorgen sollten. Mein Ärger musste raus, und ich entdeckte die Kraft des Schreibens.
Ich verdichtete meinen Groll und fasste ihn zusammen in einem Gedicht. Wie gut das tat! Aber wo konnte ich das zeigen? Sicher nicht im Lehrbetrieb. Ich entschied mich für die Deutschlehrerin der Berufsschule. Sie steckte das Gedicht in ihre Mappe und bedankte sich tags drauf mit einem einzigen Satz: «Fahren Sie weiter mit Schreiben!» Was für eine tolle Ermutigung. Dieser eine Satz wurde zum nachhaltigen Weihnachts- und Lebensgeschenk. So etwas kann nur Sprache bewirken: «Wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen, so ist ein Wort geredet zur rechten Zeit.» (Sprichworte 25,11)
Adventszeit ist Lesezeit, Zeit für Sprache und Poesie. Im Jahresrückblick lässt sich Gutes erkennen und Schwieriges benennen. Ärger wird aus dem Herzen auf ein Blatt Papier gebannt. Freunde und Verwandte freuen sich über Post. Einsame und Trauernde erwarten tröstende Worte. Darum, liebe Leserin und lieber Leser, fahren Sie weiter mit Lesen, Schreiben, Ermutigen …!
Heinz Käser