Chilchefescht

Chilchefescht am Advänts-Märit
Das „Chilchefescht“ war und ist gelebte Solidarität mit Menschen, denen es viel schlechter geht als uns in der reichen Schweiz. Gleichzeitig war und ist das „Chilchefescht“ auch ein Fest der Kirchgemeinde Unterseen. Die Kirchgemeinde feiert sich selbst, eine lebendige Gemeinschaft, wo man sich begegnet, gemeinsam sammelt, isst, trinkt, spielt und singt, plaudert und diskutiert, aneinander Anteil nimmt.

Ein wenig Geschichte
Am 28. November 1982 schrieb Pfr. Jan C.Remijn:
„An alle guten Geister vom Schlossfest 11
Nun ist es Sonntagabend. Das elfte Schlossfest ist über die Bühne gegangen. Die müden Beine, die sich in diesem Moment bemerkbar machen, sind auf jeden Fall nicht das einzige Resultat aller Anstrengungen. Was in Wirklichkeit für unsere Aktion „Unterseen hilft Abu Rof“ herausgeschaut hat, werden wir in gut einer Woche erfahren….“

Seit 1972 feiert die Kirchgemeinde Unterseen ihr Schlossfest, das seit 2008 Chilchefescht heisst. Die Namensänderung hat mit der Erweiterung des Festes auf die Räumlichkeiten im FUTURA zu tun. Der neue Name wurde per Wettbewerb aus zahlreichen Vorschlägen gewählt.

Nachdem die Kirchgemeinde das Schloss gekauft hatte, brauchte sie Geld für die Möblierung und Einrichtung. So wurde das Schlossfest ins Leben gerufen als Bazar zum Geld-Sammeln. Als das Schloss eingerichtet war, wollte man auf das Schlossfest nicht mehr verzichten. So wurde daraus der Bazar für die Solidarität mit Menschen aus anderen Weltteilen.

Die Poliklinik „Abu Rof“ im Sudan, ein Projekt der Nil-Mission, war das erste Projekt, für das bis 1992 gesammelt wurde. 1985 konnten CHF 29’912.25 überwiesen werden, wovon CHF 12’451.65 als Ergebnis vom Schlossfest.
1992 wurden CHF 49’727 überwiesen, davon CHF 18’727.15 als Ergebnis vom Schlossfest.

Ab 1993 bis 2002 unterstützte die Kirchgemeinde Unterseen das Projekt der Balser Mission „Mandomai“, einer Holzfachschule in Indonesien.
1993 wurde insgesamt CHF 38’460.50 überwiesen, davon Erlös des Schlossfestes: CHF 15’466.15

Im Jahr 2000 erhielt die Holzfachschule Mandomai CHF 39’279.95, davon Erlös vom Schlossfest: CHF 13’857.
Von 2003 bis 2013 gingen die Spenden aus dem Schlossfest resp. ab 2009 Chilchefescht nach Zentralamerika für das Projekt von HEKS: „Pespire – Existenzsicherung für Kleinbauernfamilien in Honduras.“

Seit 2014 dienen die Spenden der Weiterentwicklung des Obstanbaus in ländlichen Gegenden in Armenien. Ein weiteres HEKS-Projekt. Die Früchteproduzenten in Vayots Dzor und Gegharkunik lernen neue Anbautechniken. Produktivität und Rentabilität der kleinen und mittleren Landwirtschaftsbetriebe, die Qualitt der Früchte und der Zugang zum Markt soll gesteigert werden. Dies verhindert u.a. die Abwanderung der jungen Menschen aus den ländlichen Gebieten in die Städte.

Im Jahr 2016 betrug der Erlös aus dem Chilchefescht CHF 13’956. Insgesamt überwies die Kirchgemeinde den Betrag von CHF 30’000 an das Projekt in Armenien.

Die Zahlen, das Ergebnis wurde und wird jedes Jahr von den zahlreichen freiwilligen Mitarbeitenden mit viel Spannung erwartet. Wieviel haben all die müden Beine und Anstrengungen dieses Jahr gebracht?

Seit 2011 findet das Chilchefescht gleichzeitig mit dem Advänts-Märit in der Unterseener Altstadt statt.

Angebote
1985 gab es im Schloss im 1. Stock eine Kaffeestube im Saal und in der Arvenstube, es gab eine Tombola, einen Arkaden-Verkauf, Bastelarbeiten, Glücksack, Kasperli, Abzeichenverkauf, Kerzenziehen und Raclettekeller.

2017 gibt es im FUTURA Kaffee und Kuchen, warme und kalte Küche, Bazar mit Handarbeiten und Flohmarkt. Im Schloss für Kinder und Familien: Lebkuchen verzieren, Räbeliechtli schnitzen und -Umzug am Samstag abend, Schminken, Waffeln backen am Feuer im Garten. Unter den Arkaden werden Adventskränze und Weihnachtsarrengements verkauft.
In der Kirche finden am Samstag stündliche Anlässe auf den Glockenschlag statt: da begegnet ein Clown in der Kirche und die Königin der Instrumente klingt oder es wird unter Anleitung gesungen.
Am Sonntag wird Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag gefeiert und ‚offenes Singen‘ am Nachmittag.

Die guten Geister
Seit allem Anfang stricken, nähen und basteln Frauen in der Handarbeitsgruppe das ganze Jahr über für den Bazar. Manche Frauen sind seit Beginn, also seit fast 50 Jahren dabei.

Und seit Beginn des Schlossfestes organisieren Jugendliche des Cevi das Kerzenziehen. Einige sind mittlerweile längst erwachsen und immer noch dabei. Im FUTURA-Beizli wird gekocht, werden Brötli belegt, Kuchen und Torten geschnitten, Kaffee und andere Getränke serviert. Und das Geschirr wird abgewaschen.

Und im Schloss, im Garten, auf dem Stadthausplatz im Märithüsli – überall sind gute Geister am Werk.
Sie, diese freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Junge und Alte, Frauen und Männer, die Jahr für Jahr mithelfen, machen das Chilchefescht überhaupt möglich.
Ihnen allen gehört unser grosser Dank.