
Das heutige Baptisterium der Lydia im gleichnamigen Dörfchen in Griechenland
(Foto: Christine Sieber)
Lydia träumte von einem anderen Leben – nur wusste sie nicht, wie das aussehen könnte. Sie konnte sich nicht beklagen: das Geschäft lief gut, ihre Kinder waren gesund, wissbegierig und unternehmungslustig, sie hatte Freundinnen in der «guten Gesellschaft». Aber innerlich sehnte sie sich nach etwas, was sie selbst nicht benennen konnte.
Lydia lebte in Philippi, im antiken Griechenland. Während der letzten drei Monate habe ich mich auf ihre Spuren gemacht und viel Neues gelernt. Sie stammte aus Thyatira in der heutigen Türkei und betrieb einen Purpurhandel. Purpur war damals wertvoller als Gold. Wer wieviel Purpur an seinen Kleidern haben durfte, wurde vom Kaiser reglementiert.
Lydia war nicht (mehr) verheiratet, sie stand aber einer Hausgemeinschaft vor, in der wahrscheinlich Kinder, Sklavi*innen und von ihr abhängige Arbeiter*innen lebten. Am Samstag ging sie jeweils mit anderen Frauen vor die Stadt an einen Fluss, wo sie bei jüdischen Gottesdiensten mitfeierte.
Mich fasziniert an Lydia, dass sie vor 2000 Jahren ein sehr emanzipiertes Leben gelebt hat. Obwohl es viele Unterschiede zu uns gibt (wie z.B. die Sklaverei, die damals «normal» war), hatte sie teilweise dieselben Ängste, Träume und Alltagssorgen wie wir. Ihr Traum ging in Erfüllung, als sie Christin wurde. Mein Traum ist es, einmal ein Buch über sie zu schreiben. Was ist Ihr Traum?
Die wenigen Sätze, die von Lydia in der Bibel stehen, kann man in der Apostelgeschichte, Kapitel 16, Verse 13-15 und 40 nachlesen.
Christine Sieber-Feitknecht








