Zweifler willkommen!

Bildlegende:
Thomas, der Jünger.
Im Münster von Freiburg i.Br.

Ostern ging an ihm völlig vorbei. Während die einen riefen: «Christus ist auferstanden …!», und die anderen bekannten: «… er ist wahrhaftig auferstanden!», blieb er stumm. Der Jünger Thomas war nicht bereit nachzuplappern, was andere glaubten und erlebt hatten. «Bevor ich so etwas Unglaubliches glauben werde, brauche ich selber eine Begegnung mit dem Auferstandenen. Ich werde nur glauben, wenn ich ihn selber sehe.» Damit konnte Thomas in der Kirchengeschichte keine Lorbeeren ernten. Fortan wurde ihm ein unschöner «Schlämperlig» angehängt: «Thomas der Zweifler».

Und dann sah ich ihn 2000 Jahre später, den Mann mit dem «Schlämperlig». Im Münster von Freiburg in Breisgau steht er prominent an vorderster Front. Vom Eingangsbereich bis zum Altar wurden im Mittelgang meterhoch die Jünger Jesu als sogenannte Säulenapostel platziert. Ganz zuvorderst steht Jesus. Und ihm gegenüber hat es nur Platz für einen Jünger. Und dort steht nicht etwa Simon Petrus als Sprecher der Jüngergruppe oder Johannes, der Lieblingsjünger von Jesus. Gegenüber von Jesus steht Thomas. Im linken Arm hält Thomas die geschlossene Bibel. Zaghaft streckt er den rechten Arm aus und möchte Jesus berühren.

Was die Baumeister des Freiburger Münsters sagen wollen, liegt auf der Hand: Bei Gott sind wir willkommen – mit unseren Zweifeln. (hk)

Madonna della Corona

Foto: Frisia Orientalis, Wikipedia.org

Es ist kein Witz, diese Kirche gibt es wirklich! «Angeklebt» an den Fels oberhalb des Gardasees, besteht sie seit 500 Jahren. Zuerst war dort nur eine Einsiedelei, später begann der Malteserorden mit dem Bau der Kirche. Als die Türken Rhodos besetzten, erschien an der Felswand oberhalb der Kirche ein Bild, das Maria mit dem toten Christus im Schoss zeigte. Die Bergkette oberhalb der Kirche sieht ein bisschen aus wie eine Krone, weshalb man die Kirche «Madonna della Corona» nannte.

Besondere Zeiten hatten schon immer ihre eigenen Geschichten. Die Geschichten der Corona-Krise werden heute vor allem im Internet geschrieben und über soziale Plattformen geteilt, sie erscheinen nicht mehr an Felswänden. Doch was immer noch gilt ist der Bibelvers: «Mein Fels und mein Schutz bist du allein, Ewige.» (Psalm 31,4)

(cs)

Ostern von Jacqueline Keune

Wir sind da,
Gott,
um zu sagen,
was nicht zu verstehen ist:
Aus einem Ende wurde ein Neuanfang.

Wir sind da,
um zu singen,
was nicht zu fassen ist:
Das Leben hat den Tod eingeholt.

Du machst gut,
was nicht mehr gut zu machen ist.
Darum lass und hoffen –
auf mehr
als die eigene Kraft.
Darum lass uns glauben –
an mehr
als den Augenschein.
Darum lass aufstehen uns
und miteinander und füreinander
das Leben erstreiten und erwarten.

«In mir ist es finster, aber bei Dir ist das Licht.»

Diesen Zweizeiler habe ich vor 30 Jahren erstmals auf einem Messing-Gedenkschild in einer deutschen Bahnhofshalle entdeckt. In mir ist es finster – eine urmenschliche Erfahrung. Unsere Kräfte sind begrenzt, und die inneren Batterien verbrauchen sich. Die Seele reagiert wetterwendisch: Zuerst wird es trüb, dann neblig, auf einmal ist es finster. ABER bei Dir ist das Licht. Die zweite Verszeile bietet Hilfe. Da klingt jene wohltuende Realität an, dass jemand da ist – für uns da ist – dem Lebensatem und -kräfte nicht schwinden. Verbunden sind wir mit ihm durch ein trautes DU: «… aber bei DIR ist das Licht.»

Der Zweizeiler stammt aus einem Gebet von Dietrich Bonhoeffer. Evangelischer Theologe, der den Widerstand gegen das Naziregime kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges mit seinem Leben bezahlte.

In mir ist es finster,
aber bei Dir ist das Licht;
ich bin einsam,
aber Du verlässt mich nicht;
ich bin kleinmütig,
aber bei Dir ist die Hilfe;
ich bin unruhig,
aber bei Dir ist der Friede;
in mir ist Bitterkeit,
aber bei Dir ist die Geduld;
ich verstehe Deine Wege nicht,
aber Du weisst den Weg für mich.

(Dietrich Bonhoeffer, 1906–1945)

Kraftquelle

«Das Netz ist zerrissen und wir sind frei»  – sich nicht von der Angst einengen lassen

Im Psalm 124 erinnert sich das Volk Israel, dass Gott es nicht alleine gelassen hat in Zeiten der Not. Der Blick richtet sich in der Not nicht auf das Elend, sondern auf Gott. „Wir sind entkommen wie ein Vogel aus dem Netz des Fängers; das Netz ist zerrissen und wir sind frei! Unsere Hilfe kommt von der Ewigen, die Himmel und Erde geschaffen hat, sie ist für uns da!“