Kurz vor den Sommerferien hatte ich enorm viel zu tun, so dass mein grosser Garten hintanstehen musste. Stress ist etwas Positives, weil er uns beflügelt und oft zu guten Leistungen treibt. Wenn er jedoch zu hoch wird, entsteht daraus Überforderung. Trotz Überstunden und Nachtschichten hatte ich das Gefühl, dauernd hinterherzurennen und doch zu spät zu sein. An einem halbwegs freien Nachmittag beschloss ich dann, endlich den Kompost im Garten umzusetzen, ein Projekt, das seit dem Frühling auf der inneren «To-do» Liste stand. Während der körperlich anstrengenden Arbeit hatte ich Zeit, meine Gedanken schweifen zu lassen. Ich kann nicht sagen, dass ich dabei völlig zur Ruhe kam, aber was vorher unübersichtlich und unlösbar schien, erhielt ein wenig Struktur, es taten sich Lösungsansätze auf. Ich war nicht mehr nur ein Spielball in einem gemeinen Flipperkasten, der mich mutwillig hierhin oder dorthin spickte, sondern ich konnte mein Schicksal wieder selber in die Finger nehmen.
Mit dem Umsetzen des Komposts gewann ich nicht nur wertvolle Erde für meinen Garten, sondern auch wertvolle neue Ideen. Solche Aus-Zeiten wünsche ich uns allen immer wieder.
Christine Sieber