
Frühling, Passions- und Fastenzeit, Zeit vor Ostern. In den Fastenbriefen von Andere Zeiten, die ich mir jeweils für diese Zeit bestelle, habe ich ein wunderschönes Gedicht von Otto-Heinrich Kühner gelesen:
Pummerer, in morgendlich heiterer Ruh,
Lächelte seinem Nachbarn Mommer zu.
Dieser, durch das Lächeln ebenfalls heiter,
Gab es an den Strassenbahnfahrer weiter,
Der an die kleine Verkäuferin und die
An Herrn Degenhardt von der Drogerie,
Dieser an Schwester Elke vom Kinderhort,
Diese an die Toilettenfrau – und so fort.
So kam es schliesslich irgendwann
Spätnachmittags am Schillerplatz an
Bei einem im Augenblick traurig-tristen,
Durch das Lächeln doch erheiterten Polizisten,
So daß der, als Pummerer den Verkehr
blockierte,
Den Verstoß nur mit einem Lächeln quittierte.
Mir hat dieses Gedicht jedenfalls sofort ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert.
Die Resilienz-Forschung belegt, dass dieses Gedicht stimmt. Vielleicht kommt das Lächeln nicht direkt zu einem zurück, und sehr wahrscheinlich reicht ein Lächeln im realen Leben nicht, um einer Verkehrsbusse zu entkommen, aber ein Lächeln nützt immer. Sogar ein künstliches Lächeln am Morgen, wenn man vielleicht noch gar keine Lust dazu hat, ein Heraufziehen der Mundwinkel vor dem Spiegel, löst Glückshormone aus. Wenig Aufwand, grosse Wirkung.
Die Bibel sagt: «Ein fröhliches Herz macht ein fröhliches Gesicht» (Sprüche 15,13) – ich kehre den Spruch um und sage: «Ein fröhliches Gesicht macht ein fröhliches Herz»
Probieren Sie es aus!
Angaben zum Gedicht: Ein Lächeln zum Weiterreichen, Gedicht von Otto-Heinrich Kühner, Aus: Pummererverse oder vom Nutzen um Haaresbreiten. Ullstein GmbH Verlag, Berlin, 1981
Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Brückner-Kühner, https://brueckner-kuehner.de/