Der Traum vom besseren Leben…

Foto: Natalie Aebischer

Sind Sie mit ihrem Leben voll auf zufrieden? Oder träumen auch sie den Traum von Glück und einem besseren Leben? Und was ist dieses bessere Leben eigentlich?

In der Psychologie ist die Forschung zum Wohlbefinden und somit auch die Frage nach einem besseren Leben ein längst etablierter Forschungsbereich mit dem Namen «Positive Psychologie». Zahlreich sind die Angebote, die uns das Blaue vom Himmel versprechen und «den» Weg zu einem besseren Leben aufzeigen.

Sogar in einer Sondernummer der NZZ finden sich 100 Ideen für ein besseres Leben. Eine davon hat mir besonders gefallen – Nr. 24: Engagieren Sie sich! Freiwilligenarbeit ist heutzutage nicht mehr so hip wie auch schon. Dabei kann sich ein Engagement durchaus lohnen: neue Herausforderungen annehmen, Gemeinschaft mit anderen pflegen und dabei interessante Menschen kennen lernen erweitert auch die eigenen Kompetenzen und kann Sinn stiften. Sich zu engagieren, kann helfen, anderen und auch sich selbst ein besseres Leben zu ermöglichen. Dabei können wir Hobbies mit Engagement verbinden: zum Beispiel durch Fahrdienst, zu dem ein Schwatz mit dem Klienten ebenso dazugehört wie das Pflegen des geliebten Autofahrens. Oder auch die Mitarbeit in einer Behörde: Begabungen einbringen und Neues dazu lernen gehören zu diesem Engagement. In unserer Gemeinde gibt es vielerlei Möglichkeit dafür: zum Beispiel Zvieri Vorbereiten für SeniorInnen, Mitgestaltung von Angeboten für Kinder und Familien, Strategische und zukunftsweisende Entscheidungen für das Gesicht der Kirchgemeinde im Kirchgemeinderat mittragen… Jedes Engagement, egal ob klein oder gross bringt nicht nur dem Allgemeinwohl etwas, sondern auch mir selbst: neue Erfahrungen, Kennenlernen neuer Menschen, aneignen neuer Fähigkeiten, Freude an der Mitgestaltung von etwas, Horizonte werden geöffnet. Und im Idealfall kann ein Engagement auch zu einem sinnvollen Leben beitragen.

Welchen Traum vom besseren Leben auch immer wir träumen, oft geht dabei vergessen, dass ich selbst meines Glückes Schmied bin! Anleitungen, Regeln, Wegleitungen, Ideen können für mich hilfreich sein, doch was genau das «Bessere Leben» für mich selbst ist, dazu findet nur jeder und jede individuell eine Antwort. So vielfältig wie auch wir Menschen sind und so verschieden auch unsere Situation ist, in der wir leben, so verschieden werden unsere Träume vom besseren Leben ausfallen: für die einen ist es der Traum davon, nicht jeden Tag neu um die tägliche Nahrung kämpfen zu müssen; für andere ist es der Wunsch nach Ruhe und Frieden, der sich erfüllt, wenn Waffen schweigen; für wieder andere ist es die Vision von einem grossen Haus, einem «tollen Schlitten» oder einer unvergleichlichen Karriere…

Für mich beinhaltet ein besseres Leben in jedem Falle auch eine Antwort auf den möglichen Sinn meines Lebens. Eine Suche, die ich wohl nie endgültig abschliessen kann und die auch erst dann möglich wird, wenn meine Grundbedürfnisse wie Nahrung, Sicherheit, Geborgenheit und Gemeinschaft gedeckt sind. Eine Suche aber, die davor bewahren kann, sich vom grauen Alltag auffressen zu lassen. Beeindruckt hat mich in diesem Zusammenhang der Psychologe Viktor Frankl. Er wurde 1942 mit seiner Familie ins KZ gebracht und überlebte als einziger. Aus seiner Erfahrung heraus kommen folgende zwei Zitate, die mir sehr wertvolle Begleiter geworden sind:

„Das Wissen um eine Lebensaufgabe hat einen eminent psychotherapeutischen und psychohygienischen Wert. Wer um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden.“

„Die Aufgabe wechselt nicht nur von Mensch zu Mensch – entsprechend der Einzigartigkeit jeder Person – sondern auch von Stunde zu Stunde, gemäß der Einmaligkeit jeder Situation.“

Lassen Sie uns also weiter träumen, hier und da das bessere Leben finden und dabei ein Stück vom Glück geniessen. Möge Gottes Segen und Kraft uns dabei begleiten.

Natalie Aebischer, Pfarrerin